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Wissen rund um den Kinderfußball

Probleme im Kinderfußball - und wie ihr sie lösen könnt

Der Kinderfußball in Deutschland steckt voller Probleme, die euch in Training und Wettspiel begegnen. Wir wollen euch nicht nur die Probleme aufzeigen, sondern auch mögliche Lösungen erarbeiten, um den Spaß am Fußball nicht zu verlieren.

Probleme und Lösungen im Training mit Kindern


1. Problem: Meine Mannschaft ist groß und ich habe keine/n Co-Trainer:in.
Lösungen: Baut mehrere Spielfelder auf und teilt die Mannschaft in mehrere Gruppen, die gleichzeitig in den Feldern spielen. Holt euch Eltern dazu, die euch unterstützen und Felder betreuen.

2. Problem: Ich habe im Training zu wenige Minitore und Jugendtore zu Verfügung.
Lösungen: Ihr könnt günstige Pop-Up-Tore selbst kaufen oder via Mannschaftskasse finanzieren. Alternativ könnt ihr Stangentore oder Pylonentore verwenden.

3. Problem: Die Kinder hören mir nicht zu und sind abgelenkt, wenn ich etwas erklären will.
Lösungen: Beginnt und beendet das Training mit einem Mannschaftskreis ohne Bälle, damit euch alle Kinder sehen. Verzichtet auf lange Erklärungen, macht kurz die Bewegungsabläufe vor, damit die Kinder sie verstehen und nachmachen können. Kinder wollen sich bewegen und viel Fußball spielen. Sorgt dafür, dass sie im Training viel Spielzeit haben.

4. Problem: Ich möchte den Kindern Positionsspiel beibringen, aber sie halten ihre Positionen nicht ein.
Lösungen: Positionsspiel hat im Kinderfußball nichts verloren und ist nur für höhere Altersklassen gedacht. Verzichtet auf Positionstraining. Die Kinder sollen gemeinsames Angreifen und gemeinsames Verteidigen lernen - Tore erzielen und Tore verhindern. Das lernen sie am besten in kleinen Spielformen.

5. Problem: Ich möchte das Passen verbessern und lasse 2 Kinder Pässe hin und her spielen. Aber sie machen nicht richtig mit und spielen dauernd Fehlpässe. Warum?
Lösungen: Die Kinder finden die Übung langweilig - und das ist sie auch. Sie ist zudem nicht spielnah, denn es wird aus dem Stand gepasst und der Ball "tot-gestoppt". Nichts davon wollen wir im Fußballspiel sehen. Lasst lieber ein 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 auf Tore spielen. In kleinen Spielformen werden viele erfolgreiche Pässe gespielt und das Passen aus der Bewegung und die Mitnahme in die Bewegung automatisch verbessert.

6. Problem: Beim Torschusstraining bilden sich lange Reihen. Den Kindern wird langweilig und sie machen Quatsch.
Lösungen: Warten ist langweilig. Achtet darauf, Warte- und Standzeiten zu vermeiden oder gering zu halten. Baut 2 Tore gegenüber auf und organisiert einen Torschussrundlauf. Das halbiert die Reihe. Ist die Gruppe sehr groß, baut noch ein 3. und 4. Tor auf, ggf. mit Stangen - oder Hütchentoren, bis die Kinder schnell wieder an der Reihe sind. Ansonsten lasst die Kids noch eine Spielform parallel machen – das sieht erstmal nach Chaos aus, aber die Kinder bewegen sich ununterbrochen.

Probleme und Lösungen in Wettspielen mit Kindern


1. Problem: Meine Kinder haben zu wenige Ballkontakte - manche im ganzen Spiel keinen einzigen.
Lösungen: Die Spielform ist zu groß und überfordert die Kinder. Meldet euch für die neuen Spielformen an. In kleinen Spielformen vom 2 gegen 2 bis 5 gegen 5 haben alle Kinder viele Ballkontakte.

2. Problem: In meiner Mannschaft sind viele Kinder. Einige Kinder kann ich am Wochenende nicht mitnehmen und ich habe zu viele Ersatzspieler, die nur wenig Einsatzzeit bekommen.
Lösungen: Ändert das Wettspiel am Wochenende und meldet euch für die neuen Spielformen an. Bei Festivals können alle Kinder mitspielen und erhalten die gleiche Einsatzzeit.

3. Problem: Wenn ich meine Mannschaft in mehrere kleine Teams einteile, kann ich nicht alle coachen.
Lösungen: Ihr könnt als Trainer:in ein Team selbst betreuen und die anderen durch Eltern betreuen lassen. Oder ihr könnt alle Teams Eltern überlassen und euch von Spiel zu Spiel ein anderes Team von euch anschauen. Coachen braucht ihr nicht. Die Kinder sollen frei Fußball spielen und eigenständige Spielentscheidungen treffen.

4. Problem: Meine Mannschaft ist Tabellenletzter und verliert jedes Spiel. Unser Torverhältnis ist eine Katastrophe. Die Kinder sind demotiviert und haben keine Lust mehr.
Lösungen: Tabellen gehören nicht in den Kinderfußball. Meldet euch für die neuen Spielformen an und spielt ohne Punkte und Tabellen. Bei Festivals haben die Kinder viele Spiele (6-7 Spiele pro Wochenende), werden Gewinnen und Verlieren lernen und viele Erfolgserlebnisse haben. Im Champions-League-Modus findet automatisch ein Stärkeangleich statt, außerdem erfolgt bei 3 Toren Abstand ein Stärkeausgleich durch den Überzahlspieler.

5. Problem: Ich erlebe immer wieder brüllende Eltern und Trainer am Spielfeldrand. Manche Väter stehen neben dem Tor und geben dem Torwart Anweisungen.
Lösungen: Tauscht euch mit den Trainer:innen der anderen Vereine aus und legt gemeinsam Verhaltensregeln für Trainer:innen und Eltern während der Festivals fest, an die sich alle halten müssen. Setzt die Regeln höflich und gemeinsam durch. Es ist ein Entwicklungsprozess, der ein paar Jahre braucht, bis sich alle daran gewöhnt haben. Im Regelwerk der 3 gegen 3-Liga Köln steht z. B.: "Die Eltern halten einen Abstand von ca. 20 Metern zum Spielfeld und wirken nicht auf das Spiel ein. Die Trainer stehen zusammen am Spielfeldrand, coachen kaum bis wenig und sorgen vor allem für die Rotation und den reibungslosen Ablauf des Spieltags."
Ihr habt noch weitere Probleme im Kinderfußball? Schickt sie uns und lasst uns gemeinsam Lösungen finden.
Negativbeispiel: Ein Video des ÖFB, wie man sich als Trainer im Kinderfußball nicht verhalten sollte, findet ihr hier:
Initial veröffentlicht: 14.03.2022 | Zuletzt aktualisiert: 14.03.2022

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