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Wissen rund um den Kinderfußball

Strategien zum Ausgleich des Relative Age Effects

Im Kinderfußball wird nach Jahrgängen gruppiert. Dadurch haben Kinder, die im ersten Quartal oder Halbjahr geboren wurden, einen enormen Entwicklungsvorsprung gegenüber später im Jahr geborenen Kindern. Wie können wir diesen Effekt in Training und Spielbetrieb ausgleichen?

Wie kommt es zum relativen Alterseffekt (Relative Age Effect)?

Sobald wir im Fußball unsere Gruppen nach Jahrgängen einteilen, müssen Stichtage für die ältesten und jüngsten Kids definiert werden. Kinder mit Geburtsdaten nahe dem ersten Stichtag haben mitunter fast ein ganzes Jahr Entwicklungsfortschritte gegenüber später im Jahr geborenen Kindern. Genetische Wachstumsunterschiede verschärfen den sog. Relative Age Effect zusätzlich. Wir sprechen von akzelerierten (beschleunigt) und retardierten (verspätet) entwickelten Kids.

Dieser Entwicklungsvorsprung kann tatsächlich bis zu 20 % mehr Trainings- und Spielerfahrung sein. Davon ist natürlich nicht nur das normale Training betroffen, sondern auch die Talentsichtung. Ein Kind, das mehr Trainingserfahrung hat, wird stärker auffallen und sich in seiner Altersklasse mit einer höheren Wahrscheinlichkeit durchsetzen. 

Wenn dieses Kind auch noch für ein gefördertes Training ausgewählt wird, erhält es zusätzlich qualitativ hochwertige Trainingserfahrungen. Bis das normal entwickelte Kind aus der zweiten Jahreshälfte aufgeschlossen hat, ist das akzelerierte Kind bereits um ein vielfaches mehr gefördert worden.

Strategien zum Ausgleich durch Trainer:innen

Trainer:innen müssen sich den Effekt bewusst machen. Ist das Kind wirklich so viel besser als das andere oder ist es nur einfach ein halbes Jahr älter? Kann ich das Potenzial erkennen und das Kind aus der zweiten Jahreshälfte dementsprechend fördern?

Im Training  können  Provokationsregeln angewendet werden. Dadurch lassen sich die Vorteile eines akzelerierten (weiterentwickelten) Spielers abfedern:

  • Kleinere Spielfelder kommen kleineren und jüngeren Kickern entgegen.
  • Festgelegte Anzahl von Pässen vor Torabschluss, damit jedes Kind viele Ballkontakte bekommt.
  • Tabuzonen, in die weiterentwickelte Spieler nicht eindringen dürfen.
  • Festgelegte Zonen, die nur dribbelnd betreten werden dürfen.
Initial veröffentlicht: 03.02.2022 | Zuletzt aktualisiert: 03.02.2022

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