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Kinder durch Spielen motivieren - Interview mit Jan Hebding

Jan Hebding ist Trainer und Leiter der Fußballschule des FV Lörrach-Brombach an der Grenze zur Schweiz. Im Interview erklärt er uns, wie er die Kinder im Training durch viel Spielen motiviert und sein Training ausschließlich in Spielformen gestaltet.

Thomas: Jan, wie gestaltest du das Training mit Kindern? 
 
Jan Hebding: Das Training bei uns in der Fußballschule ist eine Aneinanderreihung verschiedener Spiele. Anders als beim in Trainerlehrgängen meistens empfohlenen Prinzip Spielen-Üben-Spielen folgen unsere Einheiten von Anfang bis Ende der Devise Spielen-Spielen-Spielen. Isoliertes Training bzw. Übungsformen gibt es bei uns nicht mehr, da wir fest davon überzeugt sind, dass es mit Spielen noch effektiver geht. Der bekannte Hinrforscher Gerald Hüther nannte den Zustand des Spielens einmal ein "neuronales Feuerwerk". Dieses Feuerwerk wollen wir über die komplette Trainingszeit mit den Kindern abbrennen. Noch bevor das Training beginnt, dürfen die nacheinander eintreffenden Kinder gleich mit einem freien Spiel oder Turnier starten. Dafür liegen Bälle und Leibchen bereit, und ein oder mehrere Spielfelder sind aufgebaut. Erst nachdem wir den Kindern die Gelegenheit gegeben haben, sich wie früher selbstorganisiert auf dem Bolzplatz auszutoben, eröffnen wir mit einer gemeinsamen Begrüßung, übrigens erst einige Minuten nach dem offiziellen Trainingsbeginn. Bei uns hat sich eine Trainingsstruktur bewährt, die wir in allen Einheiten in dieser Reihenfolge anwenden:

I. Fang- und Schnelligkeitsspiele,
II. 1-gegen-1-Spiele,
III. Schussspiele,
IV. Überzahl-/Gleichzahl-/Unterzahlspiele bis 2-gegen-2,
V. Abschlussspiele und -turniere bis max. 3-gegen-3 (ab U12/U13 auch mal ein 4-gegen-4).

Thomas: Wie motivierst du die kleinen Kicker, sich für den Fußballsport zu begeistern?

Jan Hebding: Durch die Beliebtheit der Sportart Fußball und die Omnipräzenz in Medien, Freizeit und Schule haben wir Fußballtrainer und -vereine einen riesengroßen Vorteil: Die Kinder kommen bereits hochmotiviert auf den Platz. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, die natürliche Spielfreude nicht durch zu viele Anweisungen, Einschränkungen und Eintönigkeit zu zerstören. Wir sollten Leidenschaft und Begeisterung durch attraktive und herausforderne Varianten des Spiels weiter nähren und vergrößern, damit die Freude am Fußballspielen nachhaltig und am besten ein Leben lang anhält. "Make your players love the game" – das ist meine Devise.
Thomas: Welches Lernprinzip verfolgst du im Training?

Jan Hebding: Die Kinder lernen größtenteils durch Ausprobieren, durch eigene Erfahrungen, die sie während des Spielens im Training aktiv machen, durch Versuchen, Scheitern und das erneute Versuchen. Dabei hilft ihnen ein Trainer, der sich für jedes einzelne Kind interessiert, an sie glaubt und sie zu Kreativität, Risiko und eigenen Entscheidungen ermutigt und für Anstrengung und Mut lobt. Er sollte die Kinder durch Fragen leiten und zum Nachdenken anregen, sich als Lernbegleiter sehen und die Rahmenbedingungen so ausgestalten, dass die Kinder mit einem hohen Aufforderungscharakter spielerisch aktiv sind. Im Sportspiel Fußball heißt das Dribbeln, Passen, Schießen, Rennen, Attackieren, Kooperieren und Kommunizieren. Jedoch nie isoliert, sondern stets ganzheitlich und am besten in abwechselnden und spannenden kleinen Spielformen mit immer neuen Herausforderungen.

Thomas: Hat sich durch die Praxiserfahrung für dich eine eigene Trainingsphilosophie ergeben?

Jan Hebding: Auf der Suche nach dem „perfekten Training“ für Kinder bin ich in Theorie und vor allem Praxis zu der Überzeugung gelangt, dass das Spiel selbst der beste Lehrmeister ist. Meine Trainingsphilosophie ist deshalb in einem Wort zu beschreiben: SPIELEN. Unsere Aufgabe als Trainer ist es, das Spiel mit all unseren Möglichkeiten (Feldformen, Toren, Spielern, Spielregeln etc.) so facettenreich wie möglich zu gestalten. Die Kinder erhalten während der Spiele immer neue Aufgaben und Probleme, die sie meistern und lösen lernen. Das schafft Kompetenz und Selbstvertrauen und macht ihnen unendlich viel Spaß.
Thomas: Helfen kleinere Spielformen aus deiner Sicht, den Kindern die Freude am Fußball zu vermitteln? Welche Trainingserfahrungen habt ihr damit als Fußballschule gemacht?

Jan Hebding: Kleinere Spielformen sind zentral für die Vermittlung der Freude am Fußball. Erst sie ermöglichen allen Kindern eine Teilhabe am Spiel. Zu große Zahlenverhältnisse bedeuten für die allermeisten Kinder Überforderung und ausbleibende Erfolgserlebnisse. Dadurch können viele Kinder überhaupt nicht am Fußballspiel teilnehmen, obwohl sie doch auf dem Platz stehen. Das Spiel läuft an ihnen vorbei, und sie haben das Gefühl, dass sie nichts beitragen können und ihre Anwesenheit bedeutungslos ist. Was kann es Entmutigenderes geben? Kleinere Spielformen und kleinere Zahlenverhältnisse lösen das Grundproblem auf, da jedes Kind unmittelbar beteiligt wird und direkt mit Ball und Spiel in Berührung kommt. In unserer Fußballschule gilt deshalb beim Ausgestalten aller Spielformen die Maxime: So klein wie möglich.
Ein Video-Trainingsbeispiel für eine Spielform von justfootball findet ihr: 
Initial veröffentlicht: 27.03.2022 | Zuletzt aktualisiert: 27.03.2022

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